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Zwangsprostitution erkennen und verantwortungsvoll helfen

Wie erkenne ich eine Zwangsprostituierte?

Zwangsprostitution Zwangsprostitution ist ein Verbrechen.

In Deutschland gibt es Tausende von Frauen, die gezwungen werden, als Prostituierte zu arbeiten. Besonderes in Osteuropa, Afrika und Asien haben sich Netzwerke der organisierten Kriminalität gebildet, die über Mittelsmänner Frauen anwerben und nach Deutschland einschleusen. Doch nicht nur Frauen aus dem Ausland sind betroffen. Auch junge Frauen aus Deutschland werden durch die Loverboy-Methode in eine Spirale aus Abhängigkeit, Ausbeutung und Gewalt gezogen und arbeiten gegen ihren Willen als Prostituierte. Menschenhandel und Zwangsprostitution ist ein schweres Verbrechen, bei dem sich auch Freier strafbar machen.

Menschenhandel - ein schweres Verbrechen

Im Milieu gibt es zahlreiche Frauen, die Sexarbeit selbstbestimmt, auf selbstständiger Basis, anbieten. Innerhalb der EU können auch Frauen aus anderen Ländern legal in Deutschland als Prostituierte arbeiten. Besonders für Frauen aus Osteuropa - insbesondere Bulgarien, Rumänien und Ungarn - ist dies ein Weg, der Armut und Perspektivlosigkeit in ihrem Heimatland zu entfliehen. Doch gerade wegen dieser Armut und Perspektivlosigkeit und der eigentlich legalen Tätigkeit, werden viele Frauen Opfer von Menschenhändlern, die die Lage der Frauen ausnutzen und sie mit falschen Versprechungen nach Deutschland bringen und hier dazu zwingen, der Prostitution ohne Selbstbestimmung nachzukommen.

Anwerbung aus dem Ausland

Bei der Anwerbung aus dem Ausland gibt es zwei Möglichkeiten: Im ersten Fall weiß die Frau, dass sie sich in Deutschland prostituieren wird. Ihr wird jedoch vermittelt, dass sie völlig legal und selbstbestimmt arbeiten wird, vielleicht sogar als Escort-Dame, die mehrere hundert oder tausend Euro pro Nacht verdient. Im zweiten Fall wird den Frauen bei der Anwerbung ihre wahre Tätigkeit verschwiegen. Meist wird ihnen eine scheinbar seriöse Arbeit als Kellnerin oder Haushaltshilfe versprochen. 

In beiden Fällen werden die Frauen massiv getäuscht. Ein solcher Menschenhändlerring arbeit im Herkunftsland mit Anwerbern. Bei der Ausreise werden die Frauen den sogenannten Schleusern übergeben, die diese Frauen heimlich über die Grenze nach Deutschland schaffen. Am Zielort angekommen werden die Frauen den zum Netzwerk dazugehörigen Zuhältern übergeben.

Die Zuhälter nehmen den Frauen zunächst sämtliche Personaldokumente und Ausweise ab. Die Frauen werden eingesperrt und durch Einschüchterung, Gewalt und Vergewaltigungen gefügig gemacht. Häufig werden den Frauen gegen ihren Willen Drogen verabreicht. Die Frauen werden passiver und fügen sich schneller in ihr Schicksal, zudem sind sie durch die entstehende Drogensucht nicht nur von den Drogen, sondern auch von ihren Zuhältern abhängig, die ihnen die Drogen besorgen und dafür extra abkassieren.

Sobald der Wille der Frauen gebrochen ist, werden diese zur Prostitution gezwungen.

Die Loverboy- Methode

Die Loverboy-Methode richtet sich nicht in erster Linie an Frauen aus dem Ausland, die einen Weg aus der Armut suchen, sondern zielt auf junge Mädchen und Frauen ab, die in Deutschland leben. Loverboys spielen ihren Opfern eine Liebesbeziehung vor und bringen sie emotional in eine Abhängigkeit, während sie die Mädchen gleichzeitig von ihrem bisherigen sozialen Umfeld isolieren. Durch das Fehlen der sozialen Kontakte und der emotionalen Manipulation entsteht bei den Mädchen der Eindruck, dass sie nur noch den Loverboy in ihrem Leben als Bezugsperson haben. Sobald dieser Punkt erreicht ist, bringt der Loverboy die Mädchen dazu, sich zu prostituieren. Häufig werden finanzielle Probleme vorgegaukelt und die Prostitution als Möglichkeit dargestellt, schnelles Geld zu verdienen. Wenn sich das Mädchen ziert oder nicht will, wird die Prostitution als “Liebesbeweis” verlangt. Durch Bekundungen von Liebesschwüren und das Ausmalen gemeinsamer Zukunftspläne, die immer mehr Geld erfordern, wird das Mädchen immer häufiger zur Prostitution gezwungen. Der Weg aus der Prostitution ist ihr oft nicht möglich, da sie emotional abhängig ist und ihr von ihrem Loverboy eingeredet wurde, dass ihr soziales Umfeld sich bereits abgewendet hat, sie nicht wieder aufnehmen würde und er die einzige Person ist, die ihr im Leben bleibt.

Zwang und Ausbeutung

Zuhälter können mit der Arbeit dieser Frauen Milliardengewinne erzielen. Frauen können sehr viele Jahre zur Prostitution gezwungen werden, bevor sie für Zuhälter nicht mehr lukrativ sind. Dabei machen Frauen oft viele Stationen durch: Die neuen und jungen Frauen werden in Clubs oder Erotikwohnungen angeboten oder verdienen ihr Geld mit Hotelbesuchen. Je länger die Frauen dabei sind und je nachdem, wie sich der körperliche und geistige Zustand der Frauen entwickelt, wechseln sie danach in günstigere Bordelle und Einrichtungen. Am Ende der "Karriere" kommt der Straßenstrich

Die Frauen fühlen sich hilflos und sind vollkommen eingeschüchtert. Durch die Drohungen und Gewalt, die sie bei der Ankunft erleben mussten, trauen sie sich nicht, sich zu wehren. Sie können nicht fliehen, weil sie keinen Pass mehr haben. Außerdem wüssten sie auch nicht, an wen sie sich wenden könnten, da sie die deutsche Sprache kaum oder gar nicht sprechen bzw. die Rechtslage nicht verstehen. Die Zuhälter haben ihnen eingeredet, dass die Polizei nicht hilft, sondern sie sofort abschieben würde. Nicht selten wird den Frauen damit gedroht, dass ihre Familienangehörigen im Heimatland bestraft werden, wenn sie versuchen zu fliehen. 

Gleichzeitig werden den Frauen aber auch Hoffnungen gemacht. Insbesondere für Frauen, die in dem Wissen nach Deutschland kommen, dass sie hier mit Prostitution Geld verdienen werden, wird die Illusion geschaffen, dass sie sich “frei arbeiten” könnten. Die Frauen müssen für die Einfuhr ins Land Geld bezahlen und müssen ihr Geld abgeben, um die Wohnung, Kleidung, Lebensmittel, Drogen etc. zu bezahlen. In solchen Fällen nennen sich Zuhälter “Manager” und nehmen horrende Preise für ihr “Management”. Den Frauen wird es niemals gelingen, die Schulden zu bezahlen, doch die Perspektive, die so geschaffen wird, sorgt dafür, dass sich die Frauen fügen.

Hohe Dunkelziffer der Zwangsprostituierten

  • Die EU-Kommission schätzt, dass weltweit jährlich etwa eine Million Frauen Opfer von Menschenhandel werden.
  • Alleine in der Europäischen Union werden nach OSZE-Angaben jährlich rund 175.000 Frauen aus den mittel- und osteuropäischen Staaten gehandelt. Geschätzte 500.000 Frauen und Mädchen werden in der EU zur Prostitution gezwungen.
  • Die meisten Zwangsprostituierten sind unter 25 Jahren, viele erst zwischen 12 und 18 Jahren. Das Verbrechen an den Zwangsprostituierten ist aufgrund der psychischen Schäden und Traumata der Opfer unermesslich.

Wie erkennt man Zwangsprostituierte und Notlagen?

Schaden an Körper Anzeichen der Zwangsprostitution

Es gibt einige Kriterien und Anzeichen, anhand derer Zwangsprostituierte erkennbar werden:

  • Frauen, deren Kleidung oder Körper auf Misshandlungen und Gewalt hinweisen,
  • die weinen oder verängstigt sind,
  • die Ekel oder Widerwillen ausdrücken,
  • die nicht professionell und selbstbestimmt arbeiten,
  • die nicht nach den Wünschen von Männern fragen,
  • keine Tabus nennen bzw. alle Sexualpraktiken tabulos durchführen,
  • im Verstoß gegen das Prostitutionsschutzgesetz nicht safe, d.h. ohne Kondome arbeiten,
  • die mit dem Kunden verbrachte Zeit nicht selbst bestimmen können,
  • Kunden nicht ablehnen können oder dürfen,
  • das verdiente Geld nicht selbst entgegen nehmen,
  • in verschlossenen Räumen arbeiten,
  • kein oder kaum Deutsch sprechen, 
  • alkoholisiert oder unter Drogen stehen,
  • krank (z.B. Fiebertemperatur) sind,
  • keine Ausweispapiere wie z.B. Prostitutionsausweis mitführen,
  • oder minderjährig scheinen.

Besteht der Verdacht auf Zwangsprostitution, sollte man sich die Arbeitspapiere der Frau zeigen lassen oder den Verdacht behutsam ansprechen. Seriöse und legale Prostituierte werden angemessen darauf reagieren und sind in der Regel verständnisvoll und sogar dankbar, dass jemand nicht einfach nur Sex kauft, sondern auch den Menschen hinter der Dienstleistung sieht und achtet.

Sollten sich die Anzeichen bestätigen und die Frau wird gegen ihren Willen zur Prostitution gezwungen, sollte man behutsam mit der Frau umgehen. Zunächst sollte man die Polizei informieren, damit sie noch in der “gebuchten” Zeit vor Ort sein kann. Wichtig ist es, dass der Zuhälter dies nicht mit bekommt. Dadurch hat der Zuhälter keine Möglichkeit, die Frau wegzuschaffen oder einzuschüchtern. Während man auf die Polizei wartet, sollte man respektvoll mit der Frau reden und sie beruhigen. 

Hilfe - Männer tragen Verantwortung

Männer sollten und dürfen die Dienste von Opfern dieser Straftat nicht ausnutzen. Laut § 232a StGB machen sich Männer strafbar, wenn sie die Dienste einer Zwangprostituierten in Anspruch nehmen. Dabei handelt es sich nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern kann mit Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren geahndet werden. Jedoch bleiben Männer straffrei, wenn Sie ihren Verdacht bei der Polizei zur Anzeige bringen. 

Jeder verantwortungsbewusste Mann sollte bei der Inanspruchnahme von sexuellen Dienstleistungen gegen Entgelt genau auf die Frau und die Umgebung achten. Häufig hat der Bereich Sexarbeit einen zwielichtigen Beigeschmack, sodass sich Männer schämen, für Sex zu bezahlen. Aber Sexarbeit ist eine legale Dienstleistung in Deutschland und sollte dementsprechend behandelt werden - wenn man Missstände aufdeckt ist dies nichts, wofür man sich schämen sollte, sondern ein Zeichen von moralischer Integrität

Wer sich schämt oder aus persönlichen Gründen (z.B. weil man verheiratet ist und die Ehefrau nichts vom Besuch bei einer Prostituierten erfahren soll) anonym bleiben will, kann auch anonym bei der Polizei Anzeige erstatten oder sich an eine Beratungsstelle wenden. Deutschlandweit ist das FIM- Beratungszentrum eine gute Anlaufstelle. 

Aber auch regionale Beratungstsellen oder Diakonien und Kirchen unterstützen Opfer von Menschenhandel und Prostituierte in Notlagen. Die Hilfsangebote sind an die vielfältigen Nöte und individuellen Bedürfnisse angepasst. Mehr Information und Adressen von Fachberatungsstellen für Opfer von Menschenhandel bei der Diakonie hier, dem Frauentreff Olga in Berlin oder dem Fraueninformationszentrum FIZ - Stuttgart. Hilfe gibt es dort in mehreren Sprachen.

 

Dieser Artikel ersetzt keine Rechtsberatung und erhebt keinen Anspruch darauf, die Rechtslage aktuell darzustellen. Wichtig ist, dass Menschhandel und Zwang gestoppt wird. Helfen Sie mit!

 

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